Die Elbe versteckt sich hinter den Fliesen / „Viele Elbanrainer sind in die oberen Etagen gezogen“
Minden/Diepenau. Eigentlich ist das Wasser seit zwölf Wochen weg. Wenn Mark Schwarze kommt, ist es plötzlich wieder da.
Der Projektleiter der Firma ASW-Schadenbeseitigung muss derzeit vielen Elbanrainern sagen, was sie nicht hören wollen: Dass ihre Wohnung zwar sauber aussieht, die Bauarbeiten aber trotzdem erst anfangen. Schwarze gehört zu denen, die kommen, wenn die Laune gerade richtig im Keller ist. Der Diepenauer kümmert sich um Schimmelbeseitigung, Leckortung und Bautrocknung. Er wird bei Problemen in Abwasserleitungen und Rohrbrüchen angerufen und muss dann so Dinge sagen wie: „Die Fliesen müssen alle raus, hinter der Wand sitzt noch Feuchtigkeit.“ Dass er damit selten auf Begeisterungsstürme trifft, weiß der 29-Jährige. Trotzdem seien die Menschen meist froh, dass sich jemand kümmere.
Derzeit beschäftigt sich der Projektleiter mit Schäden, die jeden Wasserrohrbruch zur Kleinigkeit werden lassen. Mark Schwarze und seine Kollegen ziehen wie viele andere Aufräumtrupps durch die Elbdörfer, um aufzubauen, was das Wasser zerstört hat. Im Auftrag der Versicherungen begutachten sie Schäden, schlagen Fliesen von den Wänden und legen Keller und Häuser trocken.
11.09.2013
Elbhochwasser: Handwerker aus der Region immer noch im Hochwasser-Einsatz
Die Elbe versteckt sich hinter den Fliesen / „Viele Elbanrainer sind in die oberen Etagen gezogen“
VON NINA KÖNEMANN
Minden/Diepenau (mt). Eigentlich ist das Wasser seit zwölf Wochen weg. Wenn Mark Schwarze kommt, ist es plötzlich wieder da.
Immer noch im Hochwasser-Einsatz: Mark Schwarze (l.) und seine Kollegen Simone Klusmeyer und Eduard Teichrieb vertreiben die Elbe aus den Häusern. | Foto: Alex Lehn
Der Projektleiter der Firma ASW-Schadenbeseitigung muss derzeit vielen Elbanrainern sagen, was sie nicht hören wollen: Dass ihre Wohnung zwar sauber aussieht, die Bauarbeiten aber trotzdem erst anfangen. Schwarze gehört zu denen, die kommen, wenn die Laune gerade richtig im Keller ist. Der Diepenauer kümmert sich um Schimmelbeseitigung, Leckortung und Bautrocknung. Er wird bei Problemen in Abwasserleitungen und Rohrbrüchen angerufen und muss dann so Dinge sagen wie: „Die Fliesen müssen alle raus, hinter der Wand sitzt noch Feuchtigkeit.“ Dass er damit selten auf Begeisterungsstürme trifft, weiß der 29-Jährige. Trotzdem seien die Menschen meist froh, dass sich jemand kümmere.
Derzeit beschäftigt sich der Projektleiter mit Schäden, die jeden Wasserrohrbruch zur Kleinigkeit werden lassen. Mark Schwarze und seine Kollegen ziehen wie viele andere Aufräumtrupps durch die Elbdörfer, um aufzubauen, was das Wasser zerstört hat. Im Auftrag der Versicherungen begutachten sie Schäden, schlagen Fliesen von den Wänden und legen Keller und Häuser trocken.
Vor allem aber hören sie Geschichten und erleben Schicksale: In manchen Straßen seien fünf bis sechs Häuser nebeneinander vom Hochwasser betroffen, sagt Schwarze. Der Elbschlamm und die Feuchtigkeit haben sich tief in die Wände gefressen, sitzen hinter den Fliesen im Bad, im Keller oder in der Küche. Früher oder später bilden sie Schimmel und der ist hochgiftig. Viele Wände müssten aufgestemmt werden, sagt Schwarze. Teilweise seien noch Schäden vom Hochwasser 2002 sichtbar. „Damals war man mit der Trocknung noch nicht so weit.“
Das Problem: Viele der Bewohner sind alt, wollen ihre Häuser nicht verlassen, auch wenn manche kaum noch bewohnbar sind. Für viele ist es nicht die erste Flut. „Die Familien sind in die oberen Etagen gezogen“, sagt Schwarze. Keller und Erdgeschoss seien meist leergeräumt, manchmal stünde dort noch eine Waschmaschine oder ein Herd. Man hat sich in den Provisorien eingerichtet.
An einen Besuch erinnert sich der 29-Jährige besonders. „Eine Seniorin hat gesagt, sie macht alles selbst, sie braucht keine Handwerker“, sagt Schwarze. Die Frau sei über 70 gewesen und sehr resolut. Der Projektleiter musste Überzeugungsarbeit leisten. „Immerhin die Trocknungsgeräte durften wir später aufbauen.“
Die Seniorin steht stellvertretend für viele Menschen an der Elbe. Die Wochen des Bangens, der Arbeit und des Aufräumens haben ihre Spuren hinterlassen. Die Menschen haben es satt, auf Baustellen zu leben. „Sie wollen zur Normalität zurückkehren“, sagt Mark Schwarze. Das Geld der Versicherungen liege bereits seit Wochen auf den Konten der Geschädigten, da falle es manchmal schwer, sich zu trennen. „Nur weil man das Elbwasser nicht mehr sieht, ist es aber nicht weg“, sagt Schwarze.
Wie hoch die Elbe vor drei Monaten noch stand, erkennt der Experte am Putz. „Der ist entweder noch feucht oder schon abgeklopft.“ So trockneten die Häuser am besten. Vier Tage die Woche ist Schwarze mit den Handwerkern an der Elbe unterwegs. Auch zehn Wochen nach der Flut trudeln immer noch Aufträge ein. Bis zum Frühjahr wird das auch noch so bleiben, schätzt der Experte. Erst dann seien die letzten Keller trockengelegt.
Quelle: mt-online.de