Das Ehepaar Winterheld aus Lohmar ist in diesem Jahr bereits zwei Mal vom Hochwasser überrascht worden. Nun haben sie von der Stadt Lohmar für zukünftige Unwetter Sandsäcke erhalten – ohne Füllung.
„Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht!“ Ingrid und Jürgen Winterheld sind immer noch ganz empört. Binnen Jahresfrist sind die Eheleute aus Agger Ende Juni zum zweiten Mal überschwemmt worden. Und erhielten von der Stadt Lohmar für zukünftige Unwetter nun Sandsäcke. Allerdings: leere Sandsäcke.
Im Fernsehen hatten die Rentner einen Auftritt des Beigeordneten Michael Hildebrand verfolgt. „In der Sendung am 24. Juli wies der Beigeordnete auf die Hilfe der Stadt Lohmar hin, der Bauhof halte Sandsäcke bereit“, erinnert sich Ingrid Winterheld. „Am folgenden Tag wollten wir dieses Angebot nutzen, um uns in der Übergangszeit zu schützen.“
Verstopfter Rechen
Doch: „Wir haben leere Säcke erhalten, mit dem Hinweis, den Sand im Baumarkt zu beschaffen und sie bitte selbst zu befüllen“, ärgert sich die 72-Jährige. Ihr Mann sagt: „Rückblickend war es wohl naiv zu glauben, wir bekämen wenigstens hier umfassende Hilfe.“
Denn für die letzte Überschwemmung macht das Ehepaar einen Gitterrechen im Dahlhauser Bach verantwortlich, den die Stadt einsetzte. Seit 1992 wohnen die Winterheld am Fuß des großen Viadukts in Agger und seit jeher murmelt das Bächlein dort ganz lauschig am Haus der Winterhelds vorbei. Nach den schweren Regenfällen am 20. Juni schwoll das Rinnsal jedoch zum kräftigen Sturzbach an.
Die Winterhelds sind sicher: Weil es Äste, Gestrüpp und Steine mitgerissen hatte, stürzten diese in den Gitterrechen am Durchlass unter der Straße. Der Rechen verstopfte, der Bach lief über. Nach Angaben von Tiefbauamtsleiter Dietmar Schlösser hingegen war der Rechen – der überhaupt erst nach Anfrage von Anwohnern montiert worden sei – zu diesem Zeitpunkt längst wieder entfernt worden.
Wie auch immer: Die Winterhelds bekamen nasse Füße. Keller, Arbeitszimmer und Gästetoilette wurden mit brauner Brühe überschwemmt. Ergeben schippte Jürgen Winterheld die Bescherung aus dem Haus, räumte die Bücherregale aus, rollte durchnässte Teppiche ein. Die Tatsache, dass Bürgermeister Wolfgang Röger an die Bürger appellierte, Eigenvorsorge zu treffen, ärgerte ihn und seine Frau zwar. „Aber wir wissen auch, dass wir uns selber auf den Weg machen müssen“, sagt Ingrid Winterheld.
Schimmel droht
Also ließen die Eheleute schwere Schotten vor ihren Fenstern montieren: bewegliche Metallelemente, die bei Bedarf in eine vormontierte Führschiene gesetzt werden und so das Wasser fernhalten. Rund 1200 Euro habe die Nachrüstung für zwei Fenster gekostet, sagt Jürgen Winterheld. Doch buchstäblich das Fass zum Überlaufen brachte die Sache mit den Sandsäcken. Den leeren Säcken ohne Sand.
Tiefbauamtsleiter Dietmar Schlösser kann die Aufregung allerdings nicht ganz verstehen: „Wir tun mehr als jede andere Kommune, geben Säcke aus, verleihen Pumpen. Das macht sonst keiner.“
Volle Säcke zu verleihen sei absolut nicht praktikabel, weil die Barrieren, einmal nass, sofort schimmeln würden und entleert werden müssten. „Und zweitens können Sie kein Auto mit 300 Kilogramm Sand beladen. Und jeden einzelnen Bürger auch noch beliefern, das geht nun wirklich nicht.“ Die Stadt habe stets kommuniziert, dass nur leere Säcke vergeben werden.
Quelle: ksta.de