Archiv für Juli 29, 2013

Beeindruckt von dem Ausmaß der Überschwemmungen kehrten jetzt Michael Biedendieck und Erika Struckamp aus Magdeburg-Rothensee zurück. Dort übergaben sie die 4073,21 Euro, die im Rahmen des Drensteinfurter Spendenmarathons gesammelt wurden.

Vom 17. bis 22. Juni fand in Drensteinfurt ein einzigartiger Spendenmarathon statt. Auf Initiative von Michael Biedendieck (Modehaus Bennemann), Heike und Theo Homann (Markt Nr. 1), Petra Scheffer (Schuhhaus Step In) und Erika Struckamp (MEN-TIE) sammelte ganz Drensteinfurt für die durch die Flut besonders hart betroffene Region Magdeburg-Rothensee. Einige gaben ihr Wechselgeld vom Einkauf in eine der über 40 aufgestellten Sammeldosen, andere kamen gezielt, um feste Beträge zu spenden. Kaufleute gaben einen Teil ihres Umsatzes, Vereine gaben etwas aus ihrer Vereinskasse, die Realschule spendete die Hälfte der Eintrittsgelder einer Aufführung der Musical AG.

Jetzt reisten Michael Biedendieck und Erika Struckamp nach Magdeburg-Rothensee, um die stattliche Spendensumme von 4073,21 Euro an den Vorsitzenden der IG Rothenseer Bürger, Dr. Wolfgang Ortlepp zu überreichen. Genau an dem Platz, der nach der Hochwasserkatstrophe vor sieben Wochen, mehrere Tage über einen halben Meter unter Wasser stand, haben sich die drei getroffen. „Das war Symbolik genug“, machte Ortlepp in einem Danke-Schreiben deutlich. Im Rahmen einer Stadtführung konnten sich die Besucher aus Drensteinfurt ein Bild von dem Ausmaß der Flut machen.

Ortlepp zeigte sich überwältigt von den Hilfsangeboten und Spenden, die an die Rothenseer herangetragen wurden und noch werden. „Insbesondere die Initiative von Herrn Biedendieck und Frau Struckamp und vielen anderen Personen aus Drensteinfurt hat uns völlig überrascht. Kaum ist die Elbe-Flut vorbei, erreichte den Magdeburger Stadtteil Rothensee schon die nächste Flut – und dieses Mal eine unendlich gute, nämlich die der Solidarität, der Hilfsangebote und der unglaublich vielen Spenden“, schreibt der Vorsitzende der IG.

Inzwischen haben die Verantwortlichen ein Vergabeteam mit vertrauenswürdigen Personen zur Verteilung der Spenden gebildet und ein Antragsverfahren in Anlehnung und Absprache mit der Landeshauptstadt entwickelt, um mit der Ausgabe der Spendenmittel beginnen zu können. Dabei werde auch darauf geachtet, dass Mehrfachauszahlungen durch den Abgleich mit anderen Spendenorganisationen, vermieden werden.

Quelle: wa.de

Defizite in der Abstimmung eingeräumt

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Zentrale der Deutschen Fluthilfe

Obwohl während des Hochwassers jede Hilfe gebraucht wurde, durften die Feuerwehrleute aus Akens Partnerstadt Erwitte nicht zu dem freiwilligen Einsatz. Die Bezirksregierung hatte dies verboten. Nun räumt der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Ralf Jäger, Fehler ein.

Sie saßen schon in ihren Fahrzeugen und wollten losfahren nach Aken, wo sich die Hochwasserlage dramatisch zuspitzte und jede helfende Hand gebraucht wurde. Doch die Feuerwehrleute aus der Partnerstadt Erwitte mussten zu Hause bleiben, weil die Bezirksregierung für den Hilfseinsatz ein Verbot aussprach. Dieser Vorfall sorgte für viele Diskussionen, bei den Erwitter Kameraden ebenso wie an der Elbe. Auch Jan Korte erfuhr davon, als er während der Hochwassertage bei der Technischen Einsatzleitung in Aken vorbeischaute. „Ich fand das schon hochgradig bedenklich. Da wollen Leute helfen, doch es wird ihnen untersagt“, äußerte der Bundestagsabgeordnete der Linken. Er habe daher dem Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Ralf Jäger (SPD), einen Brief geschrieben und nach den Hintergründen der damaligen Entscheidung gefragt.

Korte hat jetzt Antwort bekommen. Er bedauere es sehr, so Jäger, dass die Entscheidung zu großer Enttäuschung bei den Betroffenen geführt habe. „Die Stadt Erwitte, die Bezirksregierung Arnsberg, der Kreis Soest mit den Vertretern der Feuerwehr haben zwischenzeitlich die Abläufe und Kommunikationswege in einem konstruktiven Gespräch diskutiert. Sie stimmen überein, dass es Defizite gegeben habe“, schrieb der Innenminister. Eine wesentliche Ursache sei gewesen, dass die Stadt Erwitte „keine Kenntnis von ihrer Einbindung in die Gesamtkoordinierung gehabt habe“.

Als Schlussfolgerung des Elbehochwassers im Jahr 2002 sei in Nordrhein-Westfalen ein System der gegenseitigen überörtlichen Hilfe entwickelt worden, um bei größeren Schadenereignissen helfen zu können. Auf dieses System wurde jetzt zurückgegriffen unter der Vorgabe, Hilfsleistungen über das Innenministerium zu koordinieren. „Wir konnten auf dieser Grundlage allen betroffenen Ländern auf ihre Hilfeleistungsersuchen umfangreiche Hilfe anbieten. Sie wurde von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt angenommen, wo in der Spitze 4300 Einsatzkräfte gleichzeitig und insgesamt 10000 Einsatzkräfte aus Nordrhein-Westfalen bei der Deichverteidigung, der Betreuung und Versorgung sowie der Wasserrettung geholfen haben“, informierte der Innenminister.

Jan Korte hat aus dem Schreiben herausgelesen, aus den Erfahrungen dieses Hochwassers lernen zu wollen und Hilfsaktionen künftig besser zu regeln. „Wenn Menschen sich einander helfen wollen, darf diese Geste der Solidarität nicht an der Bürokratie scheitern“, sagte Jan Korte.

Quelle: mz-web.de

Im Strafraum nur Schlamm

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Wittenberge

 

Das Hochwasser ist schon seit einiger Zeit vorbei, doch die Schäden werden noch nach lange nachwirken. So auch im Ort Breese bei Wittenberge. Die Bewohner klagen, dass die Folgen der Fluten nur schleppend beseitigt werden.

Aus grünbraunem Schlamm ragen ein paar wenige Halme. Was aussieht wie ein naturbelassener Tümpel, ist die stinkende Hinterlassenschaft des schlimmsten Hochwassers seit langem: In Breese bei Wittenberge (Prignitz) überschwemmte das Flüsschen Stepenitz im Juni einen der zwei Fußballplätze, bis heute liegt er unter Wasser. Durch die Brühe sind hier und da noch Seitenlinien zu erkennen.

„Da wird so bald niemand spielen können“, sagt Werner Steiner und schüttelt den Kopf. Er ist ehrenamtlicher Bürgermeister von Breese. Als das Wasser kam vor gut sechs Wochen, da sorgte Steiner zusammen mit dem Landrat und zahlreichen Helfern dafür, dass der größte Teil des Dorfes trocken blieb: Auf der Landstraße nach Perleberg wurde aus Sandsäcken ein Damm errichtet, vier Kilometer lang.

Dennoch war Breese der einzige Ort in Brandenburg, in dem dieses Jahr Häuser überflutet wurden. An der Straße Trift, die in einen Fahrweg durch den Stepenitzgrund mündet, sind die Folgen noch zu sehen. Vor dem backsteinroten Bauernhaus von Silvio Stock liegt meterhoch Gerümpel: Dielenbretter, Holztüren, Pappe, Putz und Plastikeimer. „Der Haufen wird langsam zum Problem“, sagt Stock. Niemand holt ihn ab, als Sperrmüll darf er wegen möglicher Schadstoffe nicht entsorgt werden. Für eine Sondermüll-Abfuhr aber fehlt dem Frührentner das Geld.

Klagen über Klagen

Auch seine Nachbarin Karissa Nickel klagt über eine schleppende Bewältigung der Hochwasserfolgen. In ihrem Elternhaus, in dem sie mit ihrem Mann lebt, stand das Wasser hoch bis fast unter die Fensterbänke im Erdgeschoss. Den fauligen Holzboden und den Estrich hat das Ehepaar selbst herausgerissen, den halben Putz abgeschlagen, nun geht es nicht weiter. „Es gab noch keine Hilfe“, sagt Karissa Nickel. Weil in der früheren Küche alle Möbel und Schränke zerstört sind, kocht sie auf einem Campingkocher in einem Verschlag auf dem Hof. Der einzig verbliebene Wohnraum liegt unter dem Spitzdach des Hauses.

Wie Stock erhofft sich auch Nickel endlich Klarheit über einen finanziellen Schadensausgleich, „damit wir mal vorankommen. Ich kann nicht Ende Oktober noch so hausen“. Ihre Hausratversicherung hatte wegen der gefährdeten Lage des Hauses Wasserschäden ausgeschlossen, von dieser Seite ist nichts zu erwarten. Und von der Gemeinde fühlen sich manche Flutopfer hingehalten: „Bis jetzt habe ich nur Rechnungen bekommen“, sagt Karissa Nickel, für neue Gas- und Stromleitungen etwa. Wer wie viel von den Spenden erhalte, die in Breese eingingen, sei indes völlig unklar.

Bürgermeister Steiner räumt ein, dass „relativ viel“ Spenden eingegangen seien. Über die Vergabe des Geldes müsse aber die Gemeindevertretung entscheiden. Steiner weist darauf hin, dass alle Geschädigten jeweils 400 Euro bekommen hätten, „völlig unbürokratisch“. Zudem habe der Landkreis den 14 Familien, deren Häuser überschwemmt wurden, 5 000 Euro ausgezahlt – als Ausgleich dafür, dass der Notdamm nicht noch um ihre Häuser gezogen werden konnte. Andernfalls wäre ganz Breese in Gefahr geraten, so sieht es Steiner.

Auch er kritisiert Verzögerungen bei den versprochenen Hilfen, allerdings denen des Bundes: „Da ist noch keine Klarheit da.“ Und vom Land wünscht sich der Bürgermeister Unterstützung beim Wiederaufbau des Sportplatzes, am liebsten mit Rollrasen. Denn auch das zweite Fußballfeld ist unbenutzbar. Tiefe Furchen von Lastwagen-Reifen ziehen sich durch den Strafraum im Westen. Hinter dem Tor liegen noch immer tausende Sandsäcke. „Das war die Verteidigungslinie“, sagt Steiner. „Ohne schnelle Hilfe ist hier kein Sport möglich – und der ist wichtig für unsere Gemeinde.“

Neidische Sprüche

Die Flutopfer am Ende der Trift plagen ganz andere Sorgen als ein geregelter Spielbetrieb. Möbelspenden haben Nachbarn ihnen angeboten, aber Silvio Stock sagt: „Im Moment wüssten wir nicht mal, wo wir die hinstellen sollen.“ Auch sein Haus gleicht innen einer Ruine.

Die Menschen am Stepenitzgrund fühlen sich alleingelassen – während der Flut und danach. „Die haben uns absaufen lassen“, schnaubt Karissa Nickel. Wer? „Die Obrigkeit“, antwortet Stock anstelle seiner Nachbarin. Seit elf Jahren schon werde ein Deich versprochen, aber nichts passiert. Stock glaubt im Gegensatz zu Bürgermeister Steiner auch nicht, dass der Deichbau nächstes Jahr beginnt, wie im Juni zugesagt.

Und nun kämen von einigen Breesern noch neidische Sprüche. „So gut möchte ich es auch mal haben“, habe ihm wegen des Schecks vom Landkreis jemand gesagt, dessen Haus der Flut entgangen ist, „den alten Plunder wegschmeißen und alles neu kaufen“.

Quelle: berliner-zeitung.de

Die Bilder der Hochwasserkatastrophe an Donau und Elbe haben Erinnerungen wachgerufen: Im Dezember 1993 strömten die Saar und ihre Nebenflüsse den Anwohnern in die Häuser. Was hat sich seither in der Region getan beim Hochwasserschutz? An der Saar sehr viel: Der Ausbau hält den Fluss selbst beim 200-Jahre-Hochwasser in seinem Bett, nützt auch noch dort, wo er unterblieben ist

„An der Saar gibt es durch den Ausbau kaum noch Hochwasser“, sagt Jens Götzinger, Experte für Hochwasserschutz im Umweltministerium: Der Flussquerschnitt, der Schifffahrt zuliebe vergrößert, könne ungleich mehr Wasser wegschaffen als zuvor. Wie viel mehr? Und wie geht das? Peter Meyer, Gewässerkundler im Wasser- und Schifffahrtsamt Saarbrücken (WSA), kann dazu mit Zahlen und Fakten dienen, ohne dass er nachschlagen müsste; „ich mache das ja seit bald 40 Jahren“, sagt er trocken.

Entscheidend: Die Ausbauer haben den Fluss tiefer gelegt. Unterhalb der Staustufe Burbach lag der Wasserspiegel früher bei 181 Metern über NN (Normal-Null), heute sind es 179,30 Meter. Denn man habe die Sohle tiefer gebaggert, sagt Meyer, nach unten habe die Saar 70 Zentimeter mehr Platz als zuvor. Zudem sei ein Fließ-Hindernis abgerissen, das Wehrdener Wehr; die nächste Staustufe kommt erst in Lisdorf.

Breiter geworden ist die Saar auch: An der Oberfläche misst sie in unserer Region 39 Meter, auf der Sohle 25 Meter. Und weil Geröll, Ablagerungen, Steine aus dem Flussbett geräumt wurden, ist die Sohle ebener als früher, „glatter“ nennt Meyer das. So habe das Wasser wenig Widerstand, könne schnell fließen – im Hochwasser-Falle: abfließen. Und wegen des vergrößerten Querschnitts fließe eben viel mehr Wasser als zuvor viel schneller ab, ohne dass der Fluss über die Ufer trete: „Die Saar bleibt heute selbst bei einem 200-Jahre-Hochwasser noch in ihrem Bett“, sagt Meyer.

200-Jahre-Hochwasser, was bedeutet das? Einen Pegelstand bei St. Arnual, der 50 bis 80 Zentimeter höher ist als bei einem 100-jährigen, antwortet Meyer. Zum Vergleich: Die Hochwasserkatastrophen von 1947, 1970 und 1993, die die Saar-Anwohner von Saarbrücken über Völklingen bis nach Merzig schwer getroffen haben, waren alle 50-Jahres-Ereignisse.

Den neuen, starken Schutz vor Saar-Hochwasser gibt es natürlich nur, wo der Fluss ausgebaut ist. Etwa von der Gersweiler Brücke an. Doch auch für den oberhalb liegenden Teil Saarbrückens bringe der Ausbau Verbesserungen. „Stadtautobahn unter Wasser, das lassen wir nicht zu“, sagt Meyer lachend.

Wenn aus Frankreich die Welle komme, mit 100 Kubikmetern Wasser pro Sekunde am Pegel St. Arnual, öffne das Wasser- und Schifffahrtsamt ab einem Pegelstand von 230 Zentimetern sukzessiv die Klappen des Burbacher Wehrs (und natürlich auch der Wehre weiter saarabwärts) – das Wasser fließt ab, die Straße bleibt trocken. Sie wird erst zum sprichwörtlichen „Nebenfluss der Saar mit 13 Buchstaben“, wenn die Wehrklappen ganz unten sind. Das geschehe, wenn der Pegel 390 Zentimeter erreicht hat, erklärt Meyer; vor dem Ausbau lag diese Grenze bei 360 Zentimetern.

Ist aber der „Rückhalteraum“ Autobahn geflutet („wir sind heilfroh, dass wir den haben“) und die Welle steigt weiter, sind die Wasser-Fachleute am Ende ihres Lateins. „Dann können wir nichts mehr tun“, dann überspüle die Saar die flussnahen Teile Saarbrückens. Stege und Boote auf dem Johanner Markt oder am Staden: Denkbar, dass solche Bilder wiederkehren, meint Meyer. Allerdings erst, wenn das Wasser noch höher steige als 1993: „Die 20, 30 Zentimeter mehr Luft, die wir jetzt haben, können für manche Betroffenen entscheidend sein.“

Verbesserung, ja – doch das ist für Jens Götzinger nicht gut genug: „Das Thema Hochwasserschutz wurde nie richtig mitgedacht“ bei Saarbrückens Stadtplanung, kritisiert er. „Man könnte mehr machen.“ Aber er räumt auch ein: „Das ist eine Frage des Geldes.“

Quelle: saarbruecker-zeitung.de

Zweimal Glück in Mühlberg

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Mühlberg

Das Elbe-Hochwasser vor einigen Wochen richtete in Brandenburg Millionenschäden an. Nur einige Gegenden hatten Glück im Unglück. So hielten zum Beispiel Mühlbergs Deiche dicht. Doch der Ort fürchtet schon die nächste Flut.

Die Tore und Fenster des Bootshauses vom Ruderverein Mühlberg an der Elbe (Elbe-Elster) stehen sperrangelweit offen, sie geben den Blick frei auf die Sportboote. Es ist Freitagmittag, es ist heiß, kein Sportler ist zu sehen. In ein paar Metern Entfernung plätschert die Elbe sanft vorbei. Nichts erinnert an den reißenden Strom und das Hochwasser vor sechs Wochen, das das Bootshaus fast bis zum Dach in den Fluten versinken ließ – als einziges Haus der gesamten Stadt. „Wir müssen noch immer lüften, damit die Feuchtigkeit aus dem Gemäuer zieht“, erklärt der Vereinsvorsitzende Matthias Lohfink die offenen Fenster und Türen.

Auf einem Blechschild an der Hauswand kurz unter dem Dach steht die Zahl 9,98. Knapp zehn Meter hoch stand das Wasser am 17. August 2002. „Diesmal blieb der Pegel neun Zentimeter unter dieser Rekordmarke“, sagt Lohfink. Doch die Schäden für den kleinen Ruderverein seien trotzdem immens. 30.000 Euro kosten neue Wasserleitungen, der neue Putz an den Wänden und die Möbel. „Wir haben nach dem Hochwasser 2002 zwei Fehler gemacht“, erzählt Lohfink. Damals seien für die zerstörte Wasserversorgung Plastikwasserleitungen gelegt worden. „Das war damals der letzte Schrei. Die sind nun natürlich hinüber“, sagt Lohfink. Und Edelputz kam an die Wände. „Dabei ist der nicht atmungsaktiv. Das wussten wir aber nicht.“

Jetzt soll ein Kalk-Zement-Putz angebracht werden, der nach dem nächsten Hochwasser mit einem Kärcher gereinigt werden kann. Die Kosten für die Reparaturen sollen aus Hilfsfonds bezahlt werden, so hofft Lohfink. Am Montag kommt Finanzminister Helmuth Markov (Linke) nach Mühlberg. Mit ihm will Lohfink alles bereden.

Deiche wie Pudding

Der Hafen von Mühlberg hat nach dem Hochwasser von 2002 eine Mauer und eine Spundwand bekommen. Elf Millionen Euro hat das gekostet. Von Luxus- oder Prunkwand sprechen manche Einwohner. „Warum die Spundwand am Ufer nicht weitergezogen wurde, ist mir ein Rätsel“, sagt etwa Bernhardt Zimmer. Er wohnt hinter einem der alten Dämme und bangt bei jeder größeren Flut, dass die teils 200 Jahre alten Schutzanlagen den Druck des Wasser überstehen. „In Mühlberg haben die Dämme wieder gehalten, vermutlich tut sich hier deswegen auch weiterhin nichts“, sagt Zimmer säuerlich.

Vom zweiten Wunder von Mühlberg war die Rede, als die Dämme nach 2002 auch in diesem Jahr den Wassermassen der Elbe widerstanden. Der Ort wurde evakuiert. Unzählige Helfer auch aus anderen Gegenden halfen beim Verfüllen und Verlegen von Sandsäcken. „Eine Woche hat das Hochwasser gestanden und auf die Deiche gedrückt. Die waren weich wie Pudding“, erzählt Bürgermeisterin Hannelore Brendel (parteilos). Sie hat in ihrem Amtszimmer im Rathaus eine große Karte aufgerollt. Das Rathaus liegt vielleicht 200 Meter vom Hafen entfernt. Überhaupt ist hier alles dicht am Wasser gebaut. Idylle pur – wenn der Fluss kein Hochwasser trägt.

Die Karte vor Hannelore Brendel zeigt den Verlauf der Elbe um Mühlberg herum und die Schutzanlagen. Die roten Punkte seien Schadstellen im Deich, erklärt die 56-Jährige. Viel rot ist auf der Karte zu sehen. „Wenn das Hochwasser so kurz hintereinander auftritt, dann kommt man schon ins Grübeln“, sagt Brendel. Denn nach 2002 bangten die Mühlberger auch 2006 mit jedem Zentimeter, den der Pegel der Elbe zulegte. Vor sieben Jahren stiegen die Wassermassen nicht so bedrohlich, wie zunächst gefürchtet.

Hannelore Brendel erzählt von einer Studie, die ein unheilvolles Szenario zeichnet. „Wenn die Deiche in Mühlberg brechen, dann steht der halbe Landkreis Elbe-Elster unter Wasser, und ein Teil von Sachsen ist weg.“ Brendel sagt, sie wolle sich stark machen dafür, dass die Dammsanierung endlich vorankomme. Ursprünglich sollte 2017 alles fertig sein. „Der Termin steht jetzt bei 2020“, sagt die Bürgermeisterin. „Das hält der Deich niemals aus.“

Gleich neben dem Rathaus steht „Gudrun’s Imbiß“, seit 23 Jahren eine Institution in der Stadt. Gudrun Hebert steht in weißer Kittelschürze hinter dem Tresen ihres Wagens und verkauft kalte Getränke, Kaffee, Würstchen, Nudeln mit und ohne Gulasch und Schnitzel mit Bratkartoffeln oder Pommes. Die Radtouristen, die an der Elbe entlangfahren, sind längst wieder da und machen Halt an der Bude.

Wie alle Mühlberger musste auch Gudrun Hebert weg, als das Wasser kam. Den Imbisswagen brachte sie zu einem Bekannten auf ein höher gelegenes Grundstück. „Vier Tage war ich bei meinen Kindern“, sagt die 59-Jährige. Das war keine Erholung. „Ich hatte Angst, dass die Deiche diesmal nicht halten. Wir haben ein Fachwerkhaus, da wäre alles weggespült worden.“ Auch sie denkt, dass die Deichsanierung nun endlich schnell gehen müsse. „Ein drittes Wunder wird es nicht geben.“

Quelle: berliner-zeitung.de

Hochwasser-Schäden an Tierheim Gera noch immer nicht bekannt

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Thüringen
Das tatsächliche Ausmaß der Schäden nach dem Hochwasser Anfang Juni ist noch nicht bekannt und auch nicht, wann sie behoben werden können. Der Förderverein bedankt sich bei den inzwischen mehr als 500 Spendern.

Als ob nichts gewesen wäre, versucht „Jürgen“, die Bartagame, im Sonnenschein die Gitterstäbe seines Käfigs zu erklimmen. Und Nelly, Svenja, Germaine und Franziska gehen mit ihrem Lieblingshund Gassi. „Genauer hinsehen darf man aber nicht“, meint Manfred“Frenzel vom Förderverein Tierheim Gera e.“V.: Das Hochwasser, das Anfang Juni auch das städtische Tierheim in Gera-Milbitz überflutet hatte, hat sich längst zurückgezogen. Geblieben sind die Flutschäden an und in den Gebäuden und auf dem Gelände.

Auf etwa 1,40 Meter Pegelhöhe war das Wasser auf dem Gelände nahe der Weißen Elster und der Brahme gestiegen. Die Tierpfleger hatten Weinbergschnecken zuhauf an den Wänden des Katzenhauses vor dem drohenden Wasser nach oben kriechen sehen. „Das war für uns der Alarm zur Flucht mit den Tieren“, berichtet die Tierheimleiterin Bärbel Zimmer.

Seit Wochen werden die Schäden auf dem Gelände aufgelistet. Vorgestern Abend hat es einen gemeinsamen Ortstermin mit Vertretern des städtischen Fachdienstes Liegenschaften, der Immobilienverwaltung Elstertal-Infraprojekt, Tierheimmitarbeitern und Förderverein gegeben.

Auf 250 000 bis 300 000 Euro waren die Schäden für die Schadensbilanz der Stadt wenige Tage nach der Flut geschätzt worden. Klar war bereits: Die Heizungsanlagen sind defekt. Katzen können nicht in ihrem Haus eingesperrt werden, weil die Türen aufgequollen sind und nicht schließen. Fensterrahmen sind morsch und die Farbe blättert. Von den Mauern, an denen das Wasser stand, muss der Putz abgehackt werden. Der Betonboden im Gelände ist aufgerissen, die Sanitär- und Abwasseranlagen sind desolat.

Das Allernötigste haben die Mitarbeiter und der Förderverein wieder hergerichtet, damit die Tiere nach der Rückkehr aus der Flutunterkunft wieder in ihrem Heim versorgt werden können. „Dabei helfen uns die vielen Spenden“, bedankt sich die Vereinsvorsitzende Ingrid“Schellhöh. Mehr als 500 Einzelspenden aus Gera, ganz Deutschland und sogar aus Österreich seien eingegangen. Vereine, Stiftungen und Unternehmen sind unter den Spender und auch Schulklassen und Privatpersonen. Die großen Sanierungsarbeiten stehen aber noch bevor. Wann, kann noch keiner genau sagen, da Thüringen das Geld zum Wiederaufbau nach dem Hochwasser noch nicht an die betroffenen Regionen gezahlt hat. Und Gera ist – im Unterschied etwa zu Jena – auch nicht in der Lage, den Wiederaufbau aus der eigenen Kasse vorzufinanzieren. „Die Heizung muss vor dem Winter unbedingt wieder intakt sein“, weiß Michael Max, Leiter des Fachdienstes Liegenschaften. Dann erst wird sich zeigen, ob beispielsweise die Fußbodenheizung im Katzenhaus noch funktioniert, oder ob noch weitere Schäden zutage treten.

Quelle: otz.de

Hochwasser spült Panzergranate aus dem Krieg an

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Sachsen
An einem Bach im Königswalder Ortsteil Brettmühle (Erzgebirgskreis) hat am Samstag ein Förster eine Panzergranate aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.
Wie die Polizeidirektion Chemnitz mitteilte, hatte vermutlich das Hochwasser im Juni das Geschoss angespült. Als der Pegel wieder zurückging, blieb es offenbar am Ufer des Bachs liegen. Der Kampfmittelräumdienst nahm die im Durchmesser 7,5 Zentimeter dicke Granate mit, Gefahr für Anwohner bestand laut Polizei nicht.
Quelle: focus.de

Jungtiere hatten keine Chance

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Dessau

Das Hochwasser reißt gravierende Lücken in den Wildbestand. Über 80 Prozent der jungen Rehe in diesem Jahr haben nicht überlebt. Viele Tiere haben ihr Revier in ein anderes Gebiet verlegt. Die Jäger sollen in den kommenden Monaten behutsam vorgehen.

 

Nicht „das Hochwasser“ im Allgemeinen, sondern „dieses Hochwasser“ im Besonderen vom Juni 2013 hat die Wildtierwelt in Wald, Feld und Flur auch in und um Dessau-Roßlau böse erwischt. Zu dem Schluss kommt Kreisjägermeister Michael Mitsching, nachdem peu à peu die überfluteten Flächen abgetrocknet sind und die Jäger ihre Reviere wieder befahren und in Augenschein nehmen konnten.

Mitsching war Anfang Juli auf Tour. Gemeinsam mit Anke Lange von der Unteren Jagdbehörde in der Stadtverwaltung Dessau-Roßlau und Ulrich Mette von der Oberen Jagdbehörde am Landesverwaltungsamt Halle. Was die drei zu sehen bekamen, erhielt unisono die gleiche Bewertung: „Schlimm!“

Wildtiere aller Arten haben den Kampf mit der entfesselten Natur mit ihrem Leben bezahlt. Auch die Waidmänner selbst hat das Hochwasser 2013 aus zweierlei Gründen überrascht, um nicht zu sagen überrumpelt: Nach den starken Regenfällen im April/Mai führten in der Region drei Flüsse zugleich Hochwasser: die Elbe, die Mulde und die Saale. Dazu kam zweitens die ungewohnte Zeit und Dauer der Flut. Sie setzte ein, als die Natur alles auf Wachstum ausgerichtet hatte: Die Vegetation in Wald und Wiese war in der Flora eben wie explodiert, die Tiere umsorgten in der Fauna in der sogenannten Brut- und Setzzeit ihren Nachwuchs.

Gerade die Jungtiere aber wurden zu den Opfern des Hochwassers. Sie waren zu klein und zu schwach, um sich den Wassermassen entgegenzustemmen, schafften auch die Flucht nicht in höher gelegene Rückzugsgebiete. Auf den Wiesen stand zum Beispiel das Gras vor der ersten Heumahd noch kniehoch. Und dann kam das Wasser. „So ein winziges Kitz hatte überhaupt keine Chance und musste ertrinken“, spricht Mitsching von dramatischen Ereignissen, die sich im Juni in der heimischen Tierwelt abspielten.

Die Ausfälle beim Rehwild sind eklatant. Die Jäger in Dessau-Roßlau rechnen mit 80 bis 100 Prozent Verlusten bei den Jungtieren vom Jahrgang 2013. Wenig Überlebenschancen hatten auch die Jungtiere, die in Erdbauten aufwachsen wie Fuchs und Dachs, Feldhamster oder Maulwürfe.

Die erwachsenen Tiere hingegen haben auf der Flucht vor dem Wasser ihre Reviere verlassen. Damwild, Rotwild (um Kleutsch oder Sollnitz) und Schwarzkittel als erfahrene Tiere vielleicht sogar der Gefahr „vorausschauend“. Diese Wildarten können auch ganz gut schwimmen.

Von Natur aus besser dran ist „alles, was fliegen und schwimmen kann“, beschreibt Michael Mitsching dem Laien das unter Jägern so genannte Niederwild. Enten, Schwäne, Haubentaucher oder Fasane sind wohl den Hochwassergewalten entkommen. Aber auch sie haben ihren Nachwuchs in Gelegen und Nestern verloren. Hier rechnen die Jäger über alle Bruten des Jahres mit deutlich geringeren Zuwächsen in den Populationen.

Auch die Hochwasser-Nachlese gibt Anlass zu Sorgenfalten bei den Jägern und Jagdfreunden. Vier Wochen meldeten ganze Landstriche „Land unter“. Die Hinterlassenschaft sind oftmals verschmutzte Tümpel und Wiesen. „Was meterweit gegen den Wind nach Jauche stinkt, das wird kein gesundes Tier fressen oder saufen“, weiß Mitsching von den zu erwartenden Folgeschäden in bestimmten Tierbeständen.

Umso bedeutsamer ist für die Jäger jetzt die sorgfältige und zurückhaltende Beurteilung der aktuellen Bestände. Denn die Reviergrenzen der Tiere haben sich aufgrund der Notsituation deutlich verschoben. „Während beispielsweise an der einen Stelle kein Stück Rehwild mehr zu finden ist, tauchen anderswo plötzlich ungeahnte Mengen auf“, beschreibt der Kreisjägermeister die Lage. Nun habe der Jäger zwar (gemäß Bundesjagdgesetz) eine Jagdpflicht. Aber ebenso die Pflicht zur „Hege eines gesunden, artenreichen Wildbestandes“. Und weil die Jäger ihre Reviere kennen, wissen sie, dass zum Beispiel Rehe sehr standorttreu sind und schnellstmöglich in ihr vertrautes Terrain zurückkehren. „Also wird der erfahrene Jäger den plötzlichen ,Überschuss’ nicht vorschnell erlegen. Das Wild muss nach dem Schock erst einmal wieder zur Ruhe kommen.“ Für Mitsching brauchen die Jäger neben ihrer ruhigen Hand gerade jetzt sehr viel Fingerspitzengefühl.

Dieser Grundhaltung folgen auch die Jagdbehörden. Und setzen den Abschussplan für das Rehwild zunächst für ein halbes Jahr aus. Danach bewerten die Experten vom Amt und Jagd-Ansitz die Lage neu.

Bis dahin haben die Waidmänner und -frauen in den Jagdrevieren ohnehin noch große Flurschäden zu beräumen. Der Druck des Hochwassers hat etliche Einrichtungen wie Hochsitze, Kanzeln, Leitern oder Salzlecksteine förmlich zerlegt oder mit Treibgut behängt.

Für diese Schäden gibt es keinen Ersatz und kommt keine Versicherung auf. Das macht einzig der Jäger. Er allein entscheidet, worauf und wie er jagt. Und er ist in seinem gepachteten Revier allein auch Herr des Wiederaufbaus.

Quelle: mz-web.de

Das Hochwasser hat den vom Schicksal hart getroffenen Bück-Brüdern aus Untermhaus zusätzlich zugesetzt.

Die drei Brüder Holger, Hugo und Harry Bück müssen ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Beide Eltern sind 2006 verstorben. Im Juni haben sie ihren großen Bruder Hermann beerdigt.

Dieser Schicksalsschlag und obendrein das Hochwasser, das Anfang Juni auch die Schafwiesen-Siedlung im Geraer Stadtteil Untermhaus mehrere Tage unter Wasser setzte, haben den Dreien in den vergangenen Wochen viel abverlangt. „Wir wollen das nicht dramatisieren“, sagt der 24-jährige Hugo, der in Erfurt seit 2011 Forstwirtschaft studiert. Trotzdem sind sie Fast-Nachbarin Steffi Nauber dankbar, dass sie auf die aktuell sehr schwierige Lebenssituation der drei jungen Männer gegenüber unserer Zeitung aufmerksam machte. Allein hätten sie nicht um Unterstützung aus der Gemeinschaftsaktion von Ostthüringer Zeitung und Diakonie Mitteldeutschland „Thüringen hilft!“ nachgefragt.

„Das ist mir fast unangenehm und macht mich verlegen“, gesteht Harry, der gestern 29 geworden ist. Er ist gelernter Maler und Lackierer, hat zwischenzeitlich zum technischen Zeichner umgeschult und in den letzten Monaten in einer Pizzeria gearbeitet. Weil auch der Jüngste, der 22-jährige Holger, noch in der Ausbildung ist und demnächst das zweite Semester Animationsregie in Potsdam studieren will, fehlt Geld.

Es wird dringend gebraucht, um die kleine Doppelhaushälfte von den Wasserschäden zu befreien und darüber hinaus schon lange aufgeschobene Sanierungsarbeiten durchführen zu können. Stephan Schroer, der Experte von der Diakonie Katastrophenhilfe, hat unterdessen einen Gutachter gebeten, die Schäden am Haus einzuschätzen. 5000 Euro groß ist der Schaden am Hausrat, sagt Kirchenkreissozialarbeiterin Martina Czaja von der DO Diakonie Ostthüringen gGmbH aus Untermhaus. Dazu gehören auch solche für immer verlorene Habseligkeiten wie Fotoalben, Handzeichnungen, Gedichte und Handzeichnungen des Vaters.

Kostenvoranschläge für die Haussanierung liegen jetzt bei 8300 Euro. Da sind jene für Trockenbauer und Dämmung für das 1936 erbaute Haus noch gar nicht aufgelistet.

Als nächster Schritt sei ein Treffen mit Gutachter und Versicherungsvertreter geplant, um zu erfahren, welche Kosten die Versicherung übernehmen kann. Doch damit nicht genug. Ob die viereinhalbtausend Euro Bestattungskosten wirklich in 100-Euro-Schritten abgestottert werden können, ist offen. „Wir haben keine Schulden“, sagt Hugo stolz. Auf das Hauskonto für alle Nebenkosten zahlt jeder 70 Euro im Monat ein. Übrig bleibt da nichts. Für Reparaturen hat Harry deshalb Anfang des Jahres ein extra Konto angelegt. 190 Euro sind dort jetzt zusammen.

Repariert werden müssen das Dach, im Bad macht sich Schimmel hinter den Fliesen breit, die Wasserleitung braucht Ersatz, weil der nötige Druck nicht mehr ausreicht, und an einer Heizung fehlt es. Mit Öfen bekommen die Drei das Haus im Winter nicht mehr warm. „Wir sind abgehärtet“, sagt Hugo

Ein Verkauf der Immobilie komme für die Drei nicht in Frage. Das wäre ein zusätzlicher Verlust. „Wir arbeiten woanders, aber wir leben hier“, sagt Harry, der seinen Geraer Bekanntenkreis schätzt. Freunde, die auch nach dem Hochwasser tagelang mit angepackt haben und in der Trauer Beistand gaben. „Ihnen gehört ein ganz großer Dank“, sagt Holger. „Das hier ist ein Zufluchtsort für uns, auch wenn was mit dem Studium schief geht“, meint Hugo und spricht von Sicherheit.

Harry wird nachdenklich und schaut zu Hermanns Zimmer, der zuletzt bei VW in Braunschweig gearbeitet hat. Am Mittwoch wäre er 30 Jahre alt geworden. „Wir waren an seinem Grab“, sagt Hugo und Harry erzählt davon, dass er gern das Kinderbuch vollenden möchte, von dem Hermann immer schon sprach. Dass das noch Zeit braucht, verschweigt er nicht. Zu groß sei der Schmerz.

Einen Lichtblick gibt es mit der nach dem Hochwasser neu ergrünten Wiese im Garten am Haus. Die hat Hugo angelegt. „Das ist cool, er kommt immer mit den besten Ideen“, meint sein älterer Bruder.

Der Keller ist fast leer und trocknet. Nur eine Sitzgarnitur für den Garten, die ein Spender aus dem Sauerland bei einer spontanen Tour nach Gera vorbei brachte, hat dort ihren Platz. Drei der 180 fabrikneuen Entfeuchter, die die Diakonie Katastrophenhilfe den Geraern zur kostenlosen Ausleihe übergab, hat Martina Czaja vorgestern nach Untermhaus gebracht, um die Trocknung des Kellers zu beschleunigen. Holger, Hugo und Harry wollen gern hier bleiben. Ohne Hilfe geht das nicht.

Quelle: otz.de

 

Hochwasser: Surfen in Weiler in den Bergen

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Bayern

surfenNicht ungefährlich. Das Hochwasser heute Abend treibt die tollsten Blüten: In Weiler in den Bergen wird gesurft.

Das Unwetter hat auch den Stadtteil in den Bergen getroffen. Teile der Ortsdurchfahrt stehen unter Wasser. Einige mutige Jungs schnappten ihre Surfbretter und dürften als die ersten Wellenreiter in der Geschichte ihres Dorfes in die Ortschronik eingehen. Ehrensache müsste für die Surfer allerdings sein, nach ihrem Spaß beim Aufräumen und Auspumpen mit anzupacken. Die Feuerwehren sind gegen 22 Uhr immer noch im Großeinsatz.

Quelle: http://remszeitung.de

 

Rund 23.000 Besucher haben bislang die ägyptischen Mumien und Grabbeigaben im Besucherzentrum Arche Nebra im Burgenlandkreis gesehen. „Obwohl das Haus nicht selbst betroffen war, hatten wir durch das Hochwasser einen Besucherrückgang“, sagte Sprecherin Manuela Werner zur Halbzeitbilanz. Es habe viele Anrufe gegeben, weil Touristen geglaubt hätten, ganz Sachsen-Anhalt sei nicht mehr befahrbar. Die Sprecherin blieb aber bei der Einschätzung, dass bis zum Ende der Ausstellung am 10. November rund 50.000 Menschen kommen werden.

In der als Wanderausstellung konzipierten Schau „Ägyptische Mumien – Eine Reise in die Unsterblichkeit“ sind rund 80 Originale aus dem Ägyptischen Museum in Florenz (Italien) zu sehen. Unter den rund 4700 bis 2000 Jahre alten Stücken befinden sich Goldschmuck, Kosmetikschalen und Vasen.

In der Nähe des Besucherzentrums hatten 1999 zwei Männer die mehr als 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra mit der ältesten konkreten Himmelsdarstellung der Welt illegal ausgegraben. Den Fundort auf dem 252 Meter hohen Mittelberg markiert heute eine glänzende, überdimensionierte Edelstahlscheibe, daneben befindet sich ein 30 Meter hoher Aussichtsturm. Das Original ist im Landesmuseum in Halle ausgestellt.

Quelle: lvz-online.de

Spenden haben Flutopfer meist noch nicht erreicht

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Sachsen-Anhalt

Bei Landkreisen und Städten in Sachsen-Anhalt sind nach der Flut große Spenden angekommen. Doch vielerorts ist das Geld noch nicht an die Betroffenen ausgezahlt worden – aus gutem Grund.

Nach dem Rekordhochwasser in Sachsen-Anhalt haben viele Menschen Geld gespendet. Mindestens 2,1 Millionen Euro sind bei betroffenen Landkreisen und Städten Sachsen-Anhalts eingegangen. Wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab, wurde in vielen Fällen allerdings noch nicht mit der Auszahlung begonnen – oder es wurden nur Sofortmaßnahmen ergriffen. Man wolle sich erst einen Überblick über die Zahl der Betroffenen verschaffen und staatliche Hilfen abwarten, hieß es bei vielen Stellen. So sollen unter anderem Mehrfachauszahlungen oder eine ungerechte Verteilung vermieden werden.

Hohe Spendenbereitschaft

Auf dem Spendenkonto der Landeshauptstadt Magdeburg sind inzwischen mehr als 450 000 Euro eingegangen, wie eine Sprecherin sagte. Es kämen immer noch Beträge hinzu, auch größere etwa aus Benefizveranstaltungen. Mit der Auszahlung werde die Stadt voraussichtlich Mitte bis Ende August beginnen. Derzeit würden Anträge gesammelt. Bei der Stadt Halle sind laut Verwaltung bisher mehr als 683 000 Euro eingegangen. Anträge würden noch bis Mitte August angenommen. „Wann mit der Auszahlung begonnen wird, steht im Moment noch nicht fest“, hieß es.

In Dessau-Roßlau liegen die Spenden bei knapp 70 000 Euro. Zu welchem Zeitpunkt sie ausgeteilt werden, könne er momentan nicht mitteilen, sagte ein Sprecher der Stadt. Beim Landkreis Stendal sind laut Landratsamt etwa 460 000 Euro Spenden eingegangen. Auch hier wartet der Kreis noch mit der Auszahlung.

Auch der Landkreis Wittenberg hat die Spenden in Höhe von knapp 70 000 Euro noch auf dem Konto. Sprecher Peter Gauert bezeichnete es als unstrittig, dass sie für solche Fälle eingesetzt werden sollen, in denen keine andere Hilfe greife – weder staatliche Soforthilfen noch Versicherungen. Im Landkreis Anhalt-Bitterfeld soll eine Arbeitsgruppe über die Vergabe der Spenden entscheiden, wie ein Sprecher mitteilte. Insgesamt seien auf dem Konto des Kreises knapp 40 000 Euro eingegangen.

Saalekreis hat Spenden schon verteilt

Der Salzlandkreis hat bis jetzt mehr als 108 000 Euro Spenden erhalten. Mit der Verteilung soll laut Landratsamt noch gewartet werden, bis ein bestimmtes Computerprogramm verfügbar ist. Damit sollen beispielsweise Mehrfachauszahlungen vermieden werden. Der Burgenlandkreis hat bislang 118 000 Euro gesammelt, wie Kämmerin Simone Husemann sagte. Es sei noch unklar, wann das Geld ausgezahlt werde.

Der Saalekreis dagegen hat die rund 100 000 Euro Spenden, die er eingenommen hatte, schon verteilt. „Wir haben das Geld zu gleichen Teilen an die acht betroffenen Kommunen weitergegeben“, sagte Sprecherin Kerstin Küpperbusch. Der Kreistag habe das entschieden. Die Bürgermeister wüssten am besten, wie das Geld eingesetzt werden sollte. Der Landkreis Jerichower Land verzeichnete aktuell keinen Eingang von Geldspenden. „Wir gehen davon aus, dass etwaige Spenden direkt an die Gemeinden gezahlt worden sind“, sagte Henry Liebe von der Pressestelle des Landkreises.

Auch bei den sozialen Organisationen in Sachsen-Anhalt sind nach der Flut viele Spenden eingegangen. Das Deutsche Rote Kreuz hatte bis Mitte Juli für die Flutopfer in Deutschland bundesweit knapp 18,8 Millionen Euro gesammelt. Wieviel davon genau nach Sachsen-Anhalt fließen wird, steht noch nicht fest. Nach Angaben von Landesgeschäftsführer Rainer Kleibs müsse man dazu erst die genaue Zahl der Flutopfer in Sachsen-Anhalt abwarten. Dennoch habe man bereits geschätzte 100 000 Euro an etwa 100 Fälle ausgezahlt, die es besonders schlimm getroffen hat.

Finanzministerium hat bereits sieben Millionen ausgezahlt

Auch die Diakonie hatte bundesweit gesammelt und so gut 20 Millionen Euro an Spenden zusammenbekommen. Davon seien bisher 1,7 Millionen Euro für Sofortmaßnahmen verteilt worden. Wieviel von den Spenden nach Sachsen-Anhalt fließen wird, steht nach Angaben der Diakonie Mitteldeutschland nicht fest. Es werde immer im Einzelfall entschieden.

Die Caritas hat bundesweit etwa 12 Millionen Euro gesammelt. Zudem seien bei der Caritas für das Bistum Magdeburg rund 180 000 Euro eingegangen, sagte Klaus Skalitz, Caritas-Direktor der Diözese. Bisher seien Haushaltsbeihilfen gezahlt worden. Voraussichtlich ab Anfang September werden Anträge Betroffener angenommen. Beim Paritätischen in Sachsen-Anhalt sind es nach eigenen Angaben aktuell knapp 623 000 Euro. Mit der schrittweisen Auszahlung des Geldes habe man bereits am 11. Juli begonnen.

Beim Finanzministerium in Sachsen-Anhalt ist die Auszahlung der Soforthilfe in vollem Gange. Nach Angaben von Sprecher Wolfgang Borchert sind bisher mehr als sieben Millionen Euro an Soforthilfe ausgezahlt worden. Zusätzlich seien noch einmal knapp 2,9 Millionen Euro Sofortmaßnahmen für Hauseigentümer geflossen, beispielsweise für das Auspumpen von Kellern. Noch bis Mitte August sollen Soforthilfen ausgezahlt werden.

Quelle: mz-web.de

20 Künstler von Juni-Hochwasser betroffen

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Zentrale der Deutschen Fluthilfe

Das Juni-Hochwasser in Sachsen machte vor der Kunst nicht Halt. Die Dresdner Musentempel blieben zwar verschont. Einige Künstler aber hat es erneut zurückgeworfen.

Zu den Opfern des Juni-Hochwassers im Freistaat gehören auch wieder freischaffende Künstler. „Wir haben aus Sachsen 20 Meldungen über insgesamt 118.760 Euro Schaden“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) in Berlin, Werner Schaub. Mit der Flutkatastrophe 2002 sei das aber nicht vergleichbar. Es sei derzeit noch nicht klar, welche Hilfen vom Bund im Einzelnen zur Verfügung stehen.

 

 

Allein aus Bayern wurden laut Schaub von 25 Künstlern Schäden von fast einer Million Euro gemeldet. 2002 hatte der Sächsische Künstlerbund Hilfen für knapp 40 Bildende Künstler organisiert und mit Mitteln des Bundesverbandes rund 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Manche traf es nun erneut, Andere hatten Glück, wie die stellvertretende Geschäftsführerin des Landesverbandes Bildende Kunst Sachsen, Antje Friedrich, sagte.

 

 

„Das Hochwasser kam nicht so schlagartig wie damals, so dass genug Zeit blieb, Arbeiten und Inventar auszulagern.“ Ausgezahlt hätten sich auch die Hochwasserschutzmaßnahmen. Trotzdem verloren einige Künstler Ateliers, Ausstellungsräume und Werke. Für die Freischaffenden sei eine solche Katastrophe und Auszeit nur schwer zu bewältigen, sagte Friedrich. „Auch wenn das künstlerisch eine fruchtbare Zeit sein könnte.“

 

 

Mehr Glück hatte laut Friedrich diesmal der Bildhauer und Keramiker Torsten Freche in Polbitz (Landkreis Nordsachsen). 2002 hatte er rund 70 Prozent seiner Werke verloren. Diesmal konnte er Werkzeuge, Material, Brennofen und Kunstwerke in Sicherheit bringen. Schwierigkeiten machte dafür ein anhaltend hoher Grundwasserspiegel.

Quelle: sz-online.de

Hochwasser wirkt nach – Stornierungswelle in Ferienregionen

Veröffentlicht: Juli 29, 2013 von fluthelfer in Bayern

Die Fernsehbilder von überfluteten Ortschaften in Bayern haben sich bei vielen Menschen in Deutschland fest eingebrannt. Dem Gastgewerbe beschert das noch immer Umsatzausfälle.

Nach dem Hochwasser in einigen Teilen Bayerns handeln sich die Ferienregionen im Freistaat noch immer reihenweise Absagen von Urlaubern ein. Die Branche kämpfe weiter mit einer Stornierungswelle, sagte der Sprecher des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Frank-Ulrich John, der Nachrichtenagentur dpa in München. Daran habe auch die aktuelle Schön-Wetter-Periode nichts geändert. «Das Schlimmste ist, dass viele Leute denken, Bayern stünde nach wie vor unter Wasser, und zwar Gesamtbayern.»

Dabei könne man beispielsweise auch in dem vom Hochwasser betroffenen Passau «schon wieder einen schönen Urlaub verbringen», betonte John. Er hofft, dass vor allem die Menschen aus Bayern, die zur bevorstehenden Ferienzeit Urlaub im Freistaat machen wollten, an ihren Plänen festhalten. «Das wäre unser großer Appell: Fahrt da hin, das ist besser zum Teil als eine Spende.» Gerade der Tourismus sei eine klassische Querschnittsbranche und könne andere Wirtschaftszweige stützen, denn mehr als die Hälfte der Ausgaben, die Feriengäste tätigen, flössen in andere Branchen wie den Einzelhandel.

Heftige Einbrüche

Nachdem die Umsätze im Gastgewerbe schon im Mai um 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurückgegangen waren, dürfte es bei Dauer-Regen und Hochwasser im Juni noch zu deutlich heftigeren Einbrüchen gekommen sein, erwartet John. Genaue Zahlen lägen aber noch nicht vor. Nun hoffe die ganze Branche auf langanhaltendes Sommerwetter und einen schönen Herbst, doch werden sich die Umsatzrückgänge auf Jahressicht nicht mehr wettmachen lassen, erwartet John. «Wir haben die hochverderblichste Branche, noch schlimmer als Frischmilch.» Was Hoteliers und Biergarten-Wirte heute nicht verkaufen, könnten sie morgen nicht mehr hereinholen. Allerdings hatte die Branche im Vorjahr Rekorde bei Umsätzen und Auslastung erlebt.

Quelle: augsburger-allgemeine.de


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