Ein Masterplan für Hochwasserschutz wird gesucht

Veröffentlicht: Oktober 25, 2013 von fluthelfer in Hochwasserschutz

Renningen – Punkt 19 Uhr hat sich am Dienstagabend der Bürgersaal in Renningen gefüllt. Rund fünf Dutzend interessierte und hochwasserbetroffene Bürger kamen, um sich mit Bürgermeister Wolfgang Faißt, Christof Dustmann vom Stadtplanungsamt und Bauamtsleiter Helmut Gaul von den Experten des Landratsamtes über die Hochwasserlage in Renningen und Malmsheim informieren zu lassen.

Jochen Weinbrecht, Leiter des Amts für Wasserwirtschaft im Kreis, und seine Kollegen Steffen Kroneisen, zuständig für die rechtliche Seite, und René Strüber, ortszuständiger Sachbearbeiter, erklärten ausführlich die Hochwasser-Gefahrenkarten (HWGK), anhand derer die Risikogebiete am und um den Rankbach klassifiziert und beurteilt werden. Und deckten erstmal die Schwachstellen der Statistik auf, nach der es Hochwasser, wie in diesem Jahr von Mai bis Juli viermal passiert, eigentlich nur alle 20 bis 30 Jahre geben dürfte. „Schön wäre, wir könnten jetzt sicher sagen, dass wir die nächsten Jahrzehnte verschont blieben“, meinte der Amtsleiter schmunzelnd, aber – Statistik sei eben Statistik und ergebe nur Durchschnittswerte über einen längeren Zeitraum. Trotzdem: die Karten sind ziemlich genau und sind Grundlage für die Einstufung aller Gebiete, für Auflagen bei der Erschließung neuer Baugebiete und für geforderte Maßnahmen, die die Eigentümer erbringen müssen. Denn: Eigentum verpflichtet, stellten die Herren vom Landratsamt klar. Einige Möglichkeiten dazu erklärte Weinbrecht gleich an Ort und Stelle. Vor allem bei der Gebäudetechnik lässt sich einiges tun: Rückstausicherung, Öltanksicherung, Rohrdurchlässe, um nur drei Stichpunkte zu nennen.

Die anschließende Diskussion zeigte: auch die Stadtverwaltung muss Maßnahmen ergreifen, damit sich die Situation entschärft. Der Knackpunkt scheint der Zusammenschluss des Maisgrabens bei der Sessler-Mühle mit dem Rankbach zu sein. Hier sind regelmäßig die Wiesen und Koppeln überflutet, das Wasser läuft auch nach normalen Regentagen oft tagelang nicht ab. Der Maisgraben scheint die Fluten, die durch abgeleitetes Regenwasser von der B 295, der neuen B 464 und anderen Zuflüssen nicht mehr aufzunehmen. Das Ausputzen des Maisgrabens und des Rankbachbettes oder häufigeres Mähen der Retentionsräume, wie einige der Anwesenden forderten, sei aber wegen der dort lebenden Tiere, Amphibien und Kleinstlebewesen nicht uneingeschränkt möglich, so die Experten. Gebrochene Äste vor allem der alten Pappeln am Uferrand zu entsorgen und die Durchflüsse sauber zu halten, ist dagegen durchaus möglich.

„Die Stadtverwaltung hat das Problem erkannt“, erklärte Bürgermeister Faißt und ging konkret auf die individuelle Situation der Fragesteller ein, fachlich unterstützt durch Christoph Dustmann und die Wasserwirtschafts-Spezialisten vom Landratsamt. Vieles werde sich mit der geplanten Flussgebietsuntersuchung klären, die auch weitergehende Maßnahmen wie die angefragte Erhöhung des Bordsteins in der Wilhelmstraße als Wasserbarriere beinhaltet.

Mit der Untersuchung soll auch der ideale Standort für ein geplantes Wasserrückhaltebecken festgestellt werden. Dieses könnte am Renninger Ohr, südöstlich des Maisgrabens, gebaut werden.

Die Renninger Hochwasser-Gefahrenkarte wird voraussichtlich Anfang nächsten Jahres im Rathaus ausliegen. Die bis dahin zur Ansicht ausgelegte Karte ist nicht offiziell und auch nicht verbindlich. Und eines ist auch ganz klar: Renningen zählt nicht zu den besonders durch Hochwasser gefährdeten Gebieten, und die bereits erfolgten Maßnahmen der Stadt wie der naturnahe Umbau des Rankbachs an vielen Stellen zeigen auch Wirkung. Trotzdem hat die Stadtverwaltung am Ende des Abends einiges an Aufgaben mitgenommen.

Quelle: leonberger-kreiszeitung.de

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